Dienstag, 20. August 2013

Auf andere Gedanken kommen, Gradierbau - Saline - Salzhaus, Bad Kissingen

Der vor uns liegende Gebäudekomplex 
der Unteren Saline ist das erhalten 
gebliebene Kernstück der industriellen
 Salzproduktion in Bad Kissingen.
 Die Untere Saline ist ein Beispiel für 
die Großzügigkeit und Formschönheit 
spätbarocker Industriearchitektur.




Die Untere Saline.
Die einzelnen Bauten stammen bis auf wenige
Ausnahmen aus der Zeit von Fürstbischof
Franz Ludwig
(1779 - 1779).


Die noch erkennbare Abgeschlossenheit
der Unteren Saline als eine Dreiflügelanlage

mit Pavillons vermittelt dem heutigen 

Betrachter einen sinnfälligen Eindruck

von der ehemaligen Sonderstellung der

Anlage gegenüber dem Umland.





Zunächst leitete man gradierte Siedesole vom Salzhaus in
die befeuerte Sudpfanne (6,80 m x 4,40 m; 0,62 m Höhe) aus
starkem Kesselblech mit Eisenrahmen. Sie besitzt ein
Fassungsvermögen von 18.000 Liter. Die Sole wurde in der
Pfanne erhitzt, wodurch das Wasser verdunstete und die
Salzkristalle ausfielen. In der langgezogenen Brennkammer
unter Sudpfanne und Darre, welche 1880 von der Firma
Pickert in Schweinfurt hergestellt worden waren, fanden vor
allem Holz, gelegentlich auch Steinkohle, als Brennstoffe
Verwendung. Ein Sud dauerte ca. 14 Tage. Zunächst wurde


 die Sole auf rund 100 °C gesotten. Dabei dampfte die Sole
 bis zur Sättigungskonzentration ein; es bildeten sich erste 
Salzkristalle am Pfannenrand. Dann blieb der Sud ungefähr 
12 Tage gleichbleibend auf 60 - 80 °C erhitzt: Das Wasser
 verdampfte und das Kochsalz kristallisierte aus. In der verdickten Sole bildeten sich an der Oberfläche Salzkristalle.
Durch Rühren wurde die Salzschicht durchbrochen und die
Salzkristalle setzten sich auf dem Boden der Pfanne ab. Von
dort “zog” man mit speziellen Geräten das Salz an den Rand
und breitete es auf der Darre zum Trocknen aus. Die restliche
in der Sudpfanne verbliebene bis zu 30%ige Sole, Mutter-
lauge genannt, wurde am Ende des Sudvorgangs
abgeschöpft, in Steintrögen im Sudhaus gesammelt und den
Solebädern des Kur- und Badebetriebes als Zusatz beigemischt. 





Ebenso wie die Pumpanlagen an der Saale
 hat das Sudhaus mit seiner noch original erhaltenen
 Innenausstattung einen hohen denkmalpflegerischen
 Wert. Die Dreiteilung des Raumes in Sudpfanne, 
Darre und abgetrenntem Salzlager dokumentiert 
die einzelnen Arbeitsgänge die nach dem 
Gradiervorgang zum fertigen Endprodukt Salz
führten.


Dort finden wir auch eine Dampfmaschine, 
1903 von MAN in Augsburg hergestellt die zur
Unterstützung der Pumpen am Gradierbau
diente, im wesentlichen jedoch den Antrieb
der Waschmaschinen in der Kurwäscherei
besorgte. Die Kurwäscherei war in dem um l900
verlängerten Nordflügel untergebracht.
Als Díenstleistungsbetrieb für das Kurwesen
in Bad Kissingen stellt sie eigentlich
einen Fremdkörper in dieser Industrieanlage
zur Salzproduktion dar.



lm Süden der Anlage befinden sich das
Sudhaus mit angeschlossenem Magazin
und der ehemalige Wohnsitz des Salinenverwalters.

Die Wohnungen des Gebäudes 

im Osten waren für die Werkmeister der

Saline bestimmt. Daran schließen sich im

Norden auch heute noch verschiedene
Werkstätten - darunter eine sehenswerte
Schmiede - an, die zur Instandhaltung der
weitläufigen und kostspieligen Produktionsstätten
benötigt wurden.








Das Gutsole-Reservoir, das sogenannte Salzhaus,
 gehört zum Gebäudekomplex der Unteren Saline
 und ist ebenfalls in der 2.Hälfte des 18. Jahrhunderts
 entstanden. Der eingeschossige Quaderbau wird 
von einem Mansarddach mit eindrucksvollem
Dachgebälk bedeckt. Das Salzhausstellt im 
Prozeß der Salzerzeugung das Bindeglied 
zwischeh den Gradierbauten und dem Sudhaus
 als der eigentlichen Produktionsstätte dar. Es diente 
als Zwischenlager für Gut- und Siedesole. 
Der Dachboden wurde als Lager für das gewonnene
 Salz genutzt. Die Gutsole (ca. 15-20%) wurde 
im ehemaligen Salinenbad, im Kurhaus und 
im.. Luitpoldbad als Badezusatz verwandt. Die
Siedesole mit bis zu 24% konnte von hier aus je nach 
Bedarf in die Sudpfanne im Sudhaus eingespeist werden.



Die angereicherte Sole (Gutsole) mit
einem Salzgrad von ca. 15 - 20% wurde
durch eine unterirdische Rohrleitung mit
Hilfe der Freipumpe zunächst in den
ersten Stock des Gebäudes befördert und
in einem Holzkasten gesammelt.
Von dort sickerte die Sole durch einen
darunter liegenden, mit Steinsalzbrocken
gefüllten Holzkasten, um dadurch noch-
mals einen höheren Sättigungsgrad zu
erzielen (Siedesole). Aus dem unteren
Holzkasten lief die Sole schließlich durch
kleine, runde Löcher in die beiden
großen Becken. Die hohe Lagerkapazität der 
zwei Reservare im Salzhaus mit rund 
250.000 Liter garantierte einen ungestörten
und kontinuierlichen Ablauf der Salzproduk-
tion, da stets genügend gradierte Sole
zum Sieden vorhanden war.




 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen